Maik von The Living Proof Agency – Erfolgreiches Booking für Bands
Für viele Newcomer Bands ist das Thema Booking ein Buch mit sieben Siegeln. Zeit, ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen und mit etwas mehr Spaß und Positivität an dieses Thema heranzugehen! Ich habe mit Maik Strübe von The Living Proof Agency gesprochen. Wie der Alltag eines Bookers aussieht und wie ihr niemals, also wirklich NIEMALS eine Booking-Bewerbungs-Mail beenden solltet, erfahrt ihr hier.
Wie funktioniert eigentlich Booking?
Ganz ehrlich? Ich persönlich bin mit meiner Band anfangs das Thema Booking ziemlich blauäugig angegangen. Es gab nie so wirklich die Befürchtung, dass da etwas nicht klappen könnte. Schnell wurde aber klar: Die Konkurrenz ist natürlich wahnsinnig groß – es gibt einfach echt irre viele geile, auch unbekanntere Bands! Also wie aus der Masse hervorstechen & für Veranstalter interessant werden?
Ich hab mir mal den lieben Maik von The Living Proof Agency geschnappt und hab mit ihm über seine Arbeit als Booker und Tourmanager gesprochen. Herausgekommen ist ein wirklich informatives Interview zum Thema Booking, in das ihr unbedingt mal reinlesen solltet.
Interview mit Maik Strübe von The Living Proof Agency
Maik, du bist mittlerweile schon eine ganze Zeit lang in der Live-Musikbranche unterwegs, ich glaube um die 12 Jahre, richtig? Erzähl doch mal ein bisschen was über deinen Werdegang im Bereich Booking & Tourmanagement.
Erstmal vielen Dank für das Angebot eines Interviews! Ich musste gerade selbst erstmal überlegen – 13 Jahre sind‘s mittlerweile in denen ich das hauptberuflich mache. Angefangen als Hobbyveranstalter mit 17 und dann später im Rahmen meines Studiums als Kulturreferent des AStA der Universität Osnabrück quasi „Blut geleckt“. Mit einem Soziologiestudium kommt man finanziell ja nicht soweit, also habe ich ganz klassisch noch eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann drangehängt. Seit 2011 dann selbstständig als Örtlicher Veranstalter, Tournee- und Festivalveranstalter und seit dem 01.01.2019 als Geschäftsführer/Inhaber meiner GmbH mit demselben Betätigungsfeld. Als Bonus gabs dann dieses Jahr einen Azubi 😉 Sonst arbeite ich aber mit einem Team aus Selbstständigen / Rechnungsschreibern und habe keine weiteren Angestellten.
Du hast schon mit vielen großen Künstlern gearbeitet. Gibt’s da ein paar Künstler/innen oder Bands, mit denen du besonders gern gearbeitet hast (oder mit denen du aktuell besonders gern arbeitest) und was macht dir an deiner Arbeit als Booker / Tourmanager besonders viel Spaß?
Also da gibt es natürlich ein paar Bands/Künstler/Booker mit denen man besonders gerne arbeitet, weil es menschlich sehr gut passt – hier jetzt alle aufzuzählen würde zu weit führen. Es ist halt immer spannend neue Menschen aus der Branche kennenzulernen. Die Abwechslung die das mit sich bringt, sowie generell die Abwechslung in unserer Branche macht mit am meisten Spaß. Ich habe gerade das erste Mal in meinem Leben ein Streaming-Konzert geplant – auch wenn die aktuelle Situation natürlich absoluter Mist ist, so hab ich auch hier wieder eine Menge neues gelernt. Das würde ich aber nicht gerne zu meinem Berufsalltag machen – so Shows am Rechner via Stream… Ich hoffe, dass das bald ein Ende hat.
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus und welche deiner Tätigkeiten nimmt die meisten Kapazitäten ein?
Das ist das schöne: Jeder Tag ist anders! Insgesamt hat man aber sehr viel mehr mit Verwaltung und Papierkram zu tun, als viele denken. Ein Vorverkaufsstart oder eine Abrechnung zum Beispiel hat nicht viel mit der romantischen Vorstellung unseres Berufes zu tun. Recherche, Zahlen, telefonieren, Mails und wieder von vorne. Je nach Saison wird mehr Zeit in die Bookingarbeit gesteckt. Wenn die Festivalplanungen beginnen z.B. – aber das ist auch meist Telefonarbeit. Schön sind natürlich die Tage wo es auf Tour/Festivals geht. Das Resultat meiner Arbeit zu sehen macht mir besonders Spaß.
Wie entdeckst du deine Bands?
Gute Frage. Das kann man so pauschal gar nicht beantworten. Da gibt’s Bands, die bewerben sich bei mir quasi „blind“, soll heißen: die bewerben sich bei vielen Bookingagenturen. Da gibt’s aber auch Bands, die sich bei mir melden weil ich Ihnen empfohlen wurde, was mich natürlich besonders freut. Die letzten zwei Bands sind direkt mit ihrem Booker zu mir in die Agentur gekommen. Da hatte ich also quasi fast nichts mit zu tun. Wir hatten es aber auch schon, dass ein jahrelanger Geschäftspartner mich fragte, ob er nicht mal im Vorprogramm spielen könnte mit seiner Band. Ich wusste gar nicht, dass er überhaupt in einer Band spielt – kurz reingehört und ich war direkt begeistert. Seitdem buche ich die.
Bestimmt erhältst du eine Menge Bewerbungs-Mails, auch von jungen bzw. unbekannteren Bands. Mal abgesehen von der aktuellen Corona-Situation, was muss so eine Bewerbungs-Mail mitbringen, dass sie deine Aufmerksamkeit erlangt?
Auch hier – das kann ich pauschal so nicht sagen. Wichtig ist, das „Ding“ muss „rund“ sein, also der Gesamteindruck muss stimmen. Textlich, Fotos, Ansprache etc. – meist liest du in der Ansprache direkt ob der restliche Inhalt „was taugt“. Ob eine Mail lustlos oder übermotiviert ist, merkt man auch direkt, wenn man täglich damit zu tun hat.
Ein griffiger Betreff ist natürlich wichtig, damit man die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Ich versuche immer wenigstens in die Songs reinzuhören was manchmal aufgrund meines Arbeitspensums gar nicht so leicht ist und ein paar Tage dauern kann. Dann merkt man recht schnell, ob es sich lohnt sich weiter mit der Band zu beschäftigen, also „lohnt“ aus rein beruflicher Sicht. Ich finde auch eine Menge Bands gut, die ich aber niemals buchen würde.
Auf was achtest du besonders, wenn du Bewerbungen von Newcomern erhältst – was war vielleicht das Verrückteste, was du dabei schon erlebt hast (positiv wie negativ)?
Den ersten Teil habe ich gerade irgendwie schon aus Versehen in der Frage davor beantwortet – Haha. Verrückt vielleicht nicht direkt, aber was auffällt:
Es gibt unendlich viele Bands, die Ihre Mails mit „mit rockigen Grüßen“ beenden. Leute, im Ernst?! Lasst das. Das ist wirklich schrecklich zu lesen und ich weiß wirklich nicht, warum man das tut. Man sagt ja auch nicht „Tschüssikowsky“. Das dürfen wenn überhaupt nur Spinal Tap. 😉
Wirklich positiv/lustig: Hier kommen wie so oft „Elfmorgen“ ins Spiel: Der Andy (Sänger) war wirklich kreativ. Von Bestechungsgeschenken bis hin zu Aufforderungen seiner ganzen Fans in einem Livevideo mit der Message „Maik buch‘ diese Band!“ war alles dabei. Das war wirklich lustig, weil es sich über 1 ½ Jahre hingezogen hat oder so… Super Truppe! Buchen tu‘ ich sie zwar nicht, aber wir freuen uns immer wenn wir uns sehen.
Wie wichtig ist es deiner Meinung nach für den Musikmarkt, dass es überhaupt „Nachwuchsbands“ gibt – oder denkst du, der Markt ist übersättigt? Welche Eigenschaften sind deiner Meinung nach besonders wichtig, um als Band heutzutage erfolgreich zu werden & warum?
Interessante Frage. Was auffällt ist natürlich, dass der Markt picke-packe voll ist mit gut ausgebildeten Musikern und Bands aus wirklich jedem Genre. Was aber auch auffällt: es gibt genug Bands, die es schaffen den Sprung auf die nächste Ebene zu meistern. Für mich persönlich ist der Nachwuchs in dem Bereich super wichtig. Alleine schon für mich privat, also für meine persönlichen Hörgewohnheiten. Abwechslung kann es gar nicht genug geben.
Gerade in Zeiten von Corona beobachte ich aber auch, dass die lokalen Bands wieder im kommen sind. Viele Shows unter Corona-Bedingungen sind wie dafür gemacht, dass lokale Clubs wieder mehr mit lokalen Bands arbeiten. Große Produktionen sind gar nicht zu finanzieren und es dürfen ja eh maximal 10-20% der Gäste von früher rein. Und plötzlich sieht man: Hey, die Locals können auch Tickets verkaufen und die Läden voll machen! Ich muss sagen, dass ich das so nicht erwartet hätte. Aber jetzt fehlt halt die Konkurrenz aus dem Ausland und die Leute wollen dennoch Shows sehen. Eigentlich eine ganz schöne Sache in dem ganzen Mist. Denn sind wir mal ehrlich, nach Shows mit lokalen Bands hat lange kein Hahn gekräht, weil einfach insgesamt zu viel angeboten wurde. Gerade ist die ideale Zeit für Local Heroes um den nächsten Schritt zu gehen.
Wichtig ist heutzutage wie gestern auch: Networking, Networking und noch mal Networking! Musiker die gut vernetzt sind spielen auch mehr Gigs, erreichen mehr Leute und haben bei jeder Festivalbewerbung mehr vorzuweisen.
Das hat sich in den letzten Jahren nicht geändert und wird es vermutlich auch nie. Klar gibt es die „Hype-Bands“, aber darauf kann man sich ja nicht verlassen als Band. Also ist ein eigenes Netzwerk immer noch der beste Garant, um stetig weiterzukommen.
Klar, Corona ist aktuell in aller Munde. Was ist deine Message an alle Kulturschaffenden da draußen?
Ich glaube das ginge zu weit, wenn ich anfangen würde irgendwelche „Messages“ zu verteilen. Ich sag mir selbst aber immer, wenn die Laune in den Keller geht: „Unkraut vergeht nicht“.
Das passt auch ganz gut zu dem Bild wie freie Kulturschaffende in diesem Land bis vor kurzem wahrgenommen wurden, aber das ist eine Sache die sich zum Glück auch durch Corona langsam zum Positiven verändert.