Six Days Of Calm – Neuer Post-Rock aus Würzburg
Dem ein oder anderen wird er bekannt vorkommen, denn Monsieur Mark Fischer war zuletzt als Songwriter und Mann am Bass bei Watch Them Fade zu Gange. Nach der Auflösung der Band 2018 machte sich Marc schließlich an ein neues Projekt. „SIX DAYS OF CALM“ heißt sein Baby. Was sich dahinter verbirgt, woher Marc und ich uns kennen und warum das Thema Marketing gerade für Newcomer-Bands so wichtig ist, erfahrt ihr im folgenden Beitrag.
Freundschaften unter Musikern
Ich glaube es war Mitte 2017, als Marc und ich uns kennen gelernt haben – und seitdem tauschen wir uns immer mal wieder über aktuelle Themen rund ums Musikmachen aus. Ich schätze den Kontakt mit ihm sehr, obwohl wir uns noch nie persönlich getroffen haben. „Echt jetzt?!“ – fragst du dich bestimmt. Echt jetzt! Marc und ich haben uns per E-Mail kennengelernt. Ich habe damals bei einem Onlineshop für Männerkosmetik im Bereich Marketing gearbeitet und er schickte uns eine Promo-Anfrage. Ob wir nicht als Unterstützung für seine Band Watch Them Fade Aufkleber mit in die Pakete legen könnten und ihn mit der Band als Endorser für Bartpflegeprodukte unterstützen wollten. Und klar wollten wir! Warum? Marcs Kontaktaufnahme war höchst professionell und sehr sympathisch.
Endorsement-Anfragen: Der erste Eindruck zählt
Da zeigt sich also: Der erste Eindruck zählt bei solchen Anfragen – und später auch das weiterführende Engagement. Marc machte zum Beispiel Fotos mit unseren Produkten und teilte diese mit seinen Fans. Wir machten mit unserer Community im Austausch u.a. einige Gewinnspiele mit CDs. Ein Geben und nehmen, wie es eben sein sollte.
Auch als ich den Job wechselte, blieben wir weiterhin in Kontakt. Marc habe ich vor allem auch während meiner Anfangszeit mit Mulberry Sky mit Fragen gelöchert, wie er das Musikbusiness versteht, wie er verschiedene Themen angehen würde – und er war einer der ersten „Testhörer“ unserer ersten EP „KNOCK, KNOCK!“. All diese Informationen und der Austausch untereinander waren immer Gold wert und ich bin natürlich gespannt wie ein Flitzebogen auf sein neues Post-Rock-Projekt „SIX DAYS OF CALM“. Im Interview hat er mir schon mal einen kleinen Einblick gegeben, den ich sehr gerne mit euch teile.
Interview mit Marc von SIX DAYS OF CALM
Marc, erzähl mir doch bitte ein bisschen was über dein neues Projekt „Six Days Of Calm“.
Six Days Of Calm ist ein Post-Rock Projekt welches im Grunde komplett von mir alleine betrieben wird. Deswegen auch der Begriff „Projekt“ und nicht „Band“. Wobei ich natürlich sagen muss, dass es ja durchaus wichtige Menschen gibt, die dieses Projekt mit ihrer fantastischen Arbeit unterstützen und vorantreiben. Da wären zum Beispiel Nikita Kamprad von „Der Weg einer Freiheit“ als Produzent des neuen Albums, Philipp Welsing (Mastering), Oli Hummel von Hummelgrafik (Graphic Design/Artwork), Jan Kerscher (Ghost City Recordings, Videodreh) und natürlich Tim von Midsummer Records (hier wird die Platte erscheinen). Aber das Songwriting bzw. die Musik stammt komplett aus meiner Feder.
Wann hast du Six Days of Calm „gegründet“?
Six Days Of Calm habe ich 2018 nach dem Ende von „Watch Them Fade“ ins Leben gerufen. Wobei das so auch nicht ganz stimmt, eigentlich wollte ich keine Musik mehr veröffentlichen, sondern nur noch für mich zuhause etwas Musik machen. Naja gut, aber die große Leidenschaft zum Post-Rock, die schon immer in mir steckt, war teilweise schon auf dem letzten Album von „Watch Them Fade“ stärker zu hören. Darum auch die Entscheidung diesen Weg jetzt zukünftig ohne Einschränkungen zu gehen.
Warum ist Post-Rock so spannend für dich?
Ich liebe es, Post-Rock zu machen, hier gibt es nahezu keine Grenzen und man kann seinen Gefühlen beim Komponieren einfach völlig freien Lauf lassen. Auch ist es vollkommen egal, ob der Song am Ende zwei oder zwölf Minuten lang ist und aus wie vielen Teilen er besteht. Nach vielen Jahren und 5 weltweit veröffentlichten Alben mit anderen Bands bin ich nun endlich da angekommen, wo ich hingehöre. Ein langer Findungsprozess der aber jetzt, nach all den Erfahrungen die ich sammeln durfte, noch ein bisschen schöner ist, denn diese Erfahrungen helfen mir natürlich enorm in der Umsetzung dieses neuen Projektes.
Wie wird das erste Album heißen und wann wird es erscheinen?
Der Titel ist „The Ocean ́s Lullaby“. Zum aktuellen Zeitpunkt ist der Termin der Veröffentlichung für Anfang November geplant. Allerdings ist er aufgrund noch diverser Unsicherheiten bzgl. den Corona-Auswirkungen noch nicht zu 100% fix. Aber ich sage mal zu 99%.
Wird es auch Merch geben und wie planst du, deine Produkte zu vermarkten?
Also ich gehe schwer davon aus! Aktuell plane ich noch ein Kooperations-Shirt mit „Brutal Knack Clothing“, mal sehen was dann am Ende wirklich alles erscheinen wird. Letztendlich gibt es natürlich neben den unzähligen Vorteilen, wenn man so ein Projekt alleine betreibt, aber auch einen großen Nachteil. Man muss alles, was Geld kostet, oder woran man irgendwie finanziell beteiligt ist alleine aufbringen. Das teilt sich sonst ja meist auf vier oder fünf Leute auf, je nach Bandgröße. Das macht so etwas natürlich deutlich schwieriger und man muss sich schon gut überlegen, wo man tatsächlich Geld in die Hand nimmt und wo eher nicht.
„Mir war sehr wichtig beim Thema Produktion keine Abstriche zu machen.“
Marc Fischer, Gründer von Six Days Of Calm
Der Sound muss einfach passen und man muss 100% zufrieden sein denn sonst ärgert man sich darüber ein Leben lang. Da verzichte ich lieber auf andere Dinge bzw. stelle diese hinten an und schaue dann, was am Ende noch möglich ist.
In meinem Fall habe ich ja das Glück, ein Label und einen Vertrieb im Rücken zu haben und da kann man natürlich nochmal ein bisschen offener über verschiedenes nachdenken. Da sind wir dann auch schon bei deiner Frage mit der Vermarktung. Die läuft natürlich glücklicherweise komplett über Midsummer Records als Label und Cargo Records als Vertrieb. Die kümmern sich sozusagen um alles, was die Veröffentlichung angeht, also Pressung, Werbung, Promotion, Print und auch die Veröffentlichung über die gängigen Streaming-Portale wie Spotify, iTunes, Amazon & Co.
Wahrscheinlich kennen dich einige von deiner letzten Band „Watch Them Fade“ – wenn du zurückdenkst, welche Marketing-Maßnahmen haben für euch damals am besten funktioniert?
Naja, auch da hatten wir ja erst mit Massacre Records/Soulfood und später mit Bastardized Records/Membran Labels und Vertriebe, die damals nahezu alles für uns gemacht haben. Was meiner Meinung nach mit eine der wichtigsten Maßnahmen für die Vermarktung ist, ist natürlich an forderster Front Werbung in den Print- Magazinen. Je größer und auffälliger desto besser. Am besten noch mit Bewertungen aus Reviews versehen. Das ist schon ein Eyecatcher der neugierig macht. Zudem sind (gute) Reviews natürlich sehr wichtig, vor allem aber auch in Magazinen (egal ob digital oder Print) die das Genre bedienen, in dem man sich musikalisch aufhält.
Ein gutes Review oder Werbung einer Metalcore-Band in einem Gothic/Dark-Metal Magazin hilft nämlich recht wenig. Schön für ́s Ego, wird man aber sonst kaum merken. Da aber größere Werbung im Print wirklich sehr teuer ist und das eigentlich nur große Labels stemmen können/wollen liegt mein Augenmerk da eben eher auf den Reviews in den richtigen Genre-Gazetten. Ich bin ja nicht nur Musiker, sondern genauso auch Fan! Aus dieser Sicht informiere ich mich zumeist auch über die Reviews was sich so Neues auf dem Markt tummelt.
Was hast du daraus für dein aktuelles Projekt gelernt?
Im Falle Six Days Of Calm sind es da ganz klar dann Magazine wie „Visions, Fuze, Ox, Metal Hammer etc. die wichtig sind. Man darf allerdings auch nicht solche Maßnahmen wie Sticker, Flyer etc. unterschätzen. Wenn man als Band die Möglichkeit hat, diese breitflächig zu streuen dann kann das auch eine Menge bewirken.
Dann ist es natürlich wichtig auf YouTube vertreten zu sein, je beeindruckender desto besser! Denn wenn man ein interessantes Review entdeckt, dann ist meist der nächste Schritt bei YouTube zu recherchieren, was es zu hören und zu sehen gibt. Live spielen, zu touren usw. ist natürlich auch eine der größten Möglichkeiten sich zu vermarkten, allerdings kommts da auch ganz klar auf das Genre an. Und zu guter letzt ind der heutigen Zeit: Social-Media. Eine sehr einfache Art sich der breiten Masse mit wenig Aufwand vorzustellen. Mit wenig Aufwand meine ich, dass man es selbst von der Couch aus zuhause betreiben kann und je fleißiger man da ist, desto mehr Menschen erfahren von deiner Musik.
Also man als Band viel tun, mit Six Days Of Calm werde ich mich an Reviews, Videos, Sticker, Flyer und Social-Media halten, Merch eventuell und was das Thema „Live“ angeht gibt es zwar schon einige Überlegungen aber das muss noch wachsen.
Welche Marketing-Aktion oder Promo würdest du allen Bands ans Herz legen und warum?
Es gibt nichts, was ich allen Bands pauschal empfehlen würde, es kommt wirklich extrem auf das Genre an. Eine Metalcore-Band muss auf die Bühne! Diese Musik muss man live spüren und auch die Fans dort sind meist Menschen, die gerne Merch tragen. Somit kann eine Band aus diesem Gerne viel über diese Schiene machen. Hingegen eine Post-Rock Band wird man seltener live erleben, weil es natürlich auch ein kleineres Genre ist. Zudem ist da Merch auch nicht so weit verbreitet. Diese Art von Musik genießt man eher bewusster zuhause auf Vinyl. Deswegen kann ich da wirklich nichts pauschal empfehlen.
Man muss einfach herausfinden, was die Fans des eigenen Genres besonders mögen und auf was sie Wert legen. Ist es Musik, die z.B. digital super funktioniert, oder braucht es eher Vinyl? Dementsprechend sollte auch das Marketing ausfallen. Social-Media zu betreiben ist immer wichtig, egal aus welchem Genre man kommt. Ansonsten tickt jeder Bereich ein bisschen anders und es ist wichtig, sich einfach genau anzusehen, was die Hörer wollen und lieben.
Wie machst du dich an das Thema Booking und wie wichtig sind für dich Live- Auftritte?
Ja das ist eher ein schwierigeres Thema. Wie ich vorher schon kurz erwähnt habe, gibt es Ideen eventuell das Album auch live auf die Bühne zu bringen. Es reizt mich schon sehr, ist aber auch nicht ganz einfach. Letztendlich werde ich jetzt sicher keine Booking-Agentur für Six Days Of Calm engagieren. Das ginge dann eher über den direkten Kontakt zu Promotern, Bookern oder eben Leuten die man nach vielen Jahren in der Branche kennen gelernt hat.
Aber auch das ist nicht ganz einfach. Früher hat man es oft so gemacht, dass man im Austausch mit befreundeten Bands Gigs gespielt hat. So ist man auch ein bisschen herumgekommen und es war eine gute Möglichkeit, sich einem neuem Publikum zu präsentieren und musikalisch besser zu werden. Klar, das macht man zum Teil auch heute noch so aber das ist sicher in meinem Fall eher nicht so einfach möglich. Es ist schon wichtig live zu spielen aber auch da ist es so das Post-Rock ein kleineres Genre ist und sich nicht so massiv über Live-Auftritte definiert wie andere Genres.
Wie gehst du als Musiker mit der aktuellen Situation rund um Corona um? Hat dich die Krise stark getroffen?
Nein, zum Glück überhaupt nicht. Ich bin kurz vor dem Lockdown mit den Aufnahmen zum Album fertig geworden. In der Zeit des Lockdowns liefen dann Mix/Mastering, der Deal mit Midsummer Records wurde abgeschlossen, das Artwork wurde erstellt, Maßnahmen zur Promotion und das erste Video geplant. Alles Themen, die keinen direkten persönlichen Kontakt erforderten und per E-Mail, WhatsApp oder Telefon erfolgen konnten.
Ich hatte da wirklich, im Vergleich zu vielen anderen Musikern und Bands, unglaubliches Glück! Mein Album erscheint ja Ende des Jahres und falls ich doch live spielen werde, wird das eh erst 2021 möglich sein. Da wird es hoffentlich keine großen Probleme mehr mit Corona geben. Zumindest hoffen wir das mal, denn die Künstler-Szene leidet wahnsinnig unter dem Ganzen und es wird Zeit, dass sich auch dieser Bereich langsam wieder normalisiert (sofern das überhaupt noch so einfach möglich ist). Wir hoffen das Beste…